Der Metti...Mein Name ist Andreas Mettler und in den 1980er Jahren war es mein größter Traum ein berühmter Spieleentwickler zu werden. Eigentlich waren Entwickler für Spiele für den Commodore-64 gar nicht so berühmt. Selbst die berühmten waren es nicht. Die Anzahl der damaligen Computernerds war im Vergleich zu heutigen Zeiten recht überschaubar und ich vermute nicht, dass die erfolgreichen Games-Designer aus den 80ern auf der Straße all zu oft nach Autogrammwünschen gefragt worden sind.
Ein Schulfreund hatte sich einen C64 von Commodore gekauft oder schenken lassen. Und als ich einmal eingeladen war, die Wundermaschine zu bestaunen, hatte ich das Gefühl einen Schritt in eine neue Welt zu tun. Was ich zuvor an Computerspielen gesehen hatte, war das klassische Pong und ein Spiel, bei dem man mit einem Gewehr auf einen runden Kreis auf dem Fernseher schießen sollte. Zwei Spiele, die sich meine Verwandschaft in der Schweiz (die ohnehin bei technischen Innovationen um Jahrzehnte voraus waren) gegönnt hatten. Was die Verwandschaftsbesuche auf einen Schlag auf einen ganz neuen Stellenwert gehoben hatte. Außerdem kannte ich noch ein portables LCD-Froschfangspiel, mit dem ich mich vor allem in der Badewanne vergnügte und das sich dann auch mit einer entsprechend kurzen Lebensdauer dafür bedankte.
Aber was ich ich mit dem C64 zu sehen bekam, war eine ganz andere Welt. Mein Schulkamerad erklärte mir: "Das sind eigentlich keine Spiele mehr, das sind schon Filme zum mitspielen!" Und ich glaubte ihm. Auf die Frage nach dem Ursprung dieser beachtlichen Spielesammlung, die da auf den Musikkasetten zusammen gespeichert war, meinte er etwas kleinlaut: "Die habe ich alle selbst programmiert." Wow, so dachte ich. Knapp hundert Spiele hat der gute Junge nach einem halben Jahr selbst programmiert. Das will ich auch lernen!
Und im nächsten Sommer war es so weit. Mein Vater war gerade auf einer großen Radtour und so viel es meinem Gewissen um so leichter, meine Sparkonten (die wohl für Führerschein angespart werden sollten) zu plündern und mit meiner Mutter im Schlepptau in die nächstgrößere Stadt zu fahren um in einen C64 mit Datasette zu investieren. Ich glaube, mein Schulfreund wurde noch am selben Tag eingeladen, um mir seine Sammlung an "selbst programmierten Spielen" zu kopieren. Eine Investition stand noch offen: Ich brauchte einen Monitor. Damals wurden vor allem Fernseher als Ausgabegerät eingesetzt und so blätterte ich durch die Kleinanzeigen der Zeitungen nach dem passenden Gerät. Von der ursprünglichen Idee, einen 66cm Röhrenfernseher auf dem Fahrrad zu transportieren verabschiedete ich mich bald wieder, ab und zu blitzte doch noch ein Funken Realität durch meine Träume. Der Händler war schließlich bereit, mit den Fernseher persönlich vorbei zu bringen und mir auch noch seinen Lötkolben zu schenken, den er im Gehäuse des Gerätes vergessen hatte. Ich gab mir Mühe, den Fernseher auch tatsächlich primär als Monitor zu verstehen, denn sonst hätte das die bildschirmtechnischen Prioritäten in meinem Elternhaus ziemlich verschoben: Während der Familienfernsehr noch schwarzweiß war, hatte ich für meinen C64 bereits 16 Farben.
Bald schon machte ich mich daran, das Handbuch des C64 durchzuarbeiten, um mich möglichst noch im selben Monat ein großer Star unter den Spieleentwicklern zu etablieren. Tatsächlich war auch nach 14 Tagen schon mein erstes Spiel fertiggestellt: "Zielscheibenschießen". Zugegeben, das war kein spektakulärer Name für ein Spiel, sondern eher eine Tätigkeitsbeschreibung und das Ergebnis war auch vergleichsweise bescheiden.
In späteren Jahren ging ich dazu über, meinen Spielen etwas individuellere Namen zu geben, was bei "Limes & Napoleon" zu einer vernichtenden Kritik in der Computerzeitschrift "Aktueller Software Markt" führte, in der sich der Autor ausschließlich über Frage ereiferte, warum man zwei Robotern solche Namen gibt und dann auch noch das Spiel danach benennt.